Geschichte

Allgemeines über Lage, Umfang und Name

St. Martin am Tennengebirge ist eine Ortsgemeinde im Bezirk St. Johann im Pongau, liegt auf einer Seehöhe von 949 m und bildet mit seiner Passhöhe von 967 m die Wasserscheide zwischen Lammer und Fritzbach.

Der Ort, früher dem alten Pfleggericht Radstadt, nunmehr dem Bezirksgericht St. Johann im Pongau zugehörig, umfasst die zwei Katastralgemeinden St. Martin und Lammertal mit einer Bodenfläche von 4.693 ha

Die höchste Erhebung des Gemeindegebietes ist der Fritzerkogel mit 2.363 m, der tiefste Punkt bei der Mündung des Haslangerbaches liegt auf 818 m.

Das Gemeindegebiet liegt an der Paß-Gschütt-Landesstraße (B 166), auch Salzburger Dolomitenstraße genannt, die von Niedernfritz nach Abtenau, und von dort nach Golling bzw. Rußbach-Gosau führt.

Der Ort ist umgeben von herrlichen Gebirgsmassiven, wie Tennengebirge und Stuhlgebirge, sowie den Grasbergen Koreinhöhe (1.850 m), Frommerkogel (1.882 m), Gerzkopf (1.729 m) und Ostermaisspitz (1.682 m).

Der Name des Ortes stammt vom Patron seiner Kirche und wurde im Laufe der Jahrhunderte mit verschiedenen näheren Bestimmungen genannt. So scheint um 1170 und 1207 St. Martin im Wald, 1433 St. Martin im Viltz, 1507 St. Martin in der Fritz, 1521 St. Martinswinkel, später lange Zeit fälschlich St. Martin im Lammerthale auf, wurde 1910 in St. Martin bei Hüttau und 1971 in St. Martin am Tennengebirge umbenannt.


Chronologie seit 1848

1848   Bürgerliche Revolution in Wien, Metternich gestürzt. Einberufung des Reichstages, Ausarbeitung einer Verfassung, Bauernbefreiung auf Antrag von Hans Kudlich. Johann Strauß Vater komponiert den Radetzkymarsch.

1850   Einführung der Briefmarke

1852   Reichsforstgesetz

1855-1870   Forstservitutsregulierung, Erstellung der Katastralmappen

1857   Erhebung des Vikariates St. Martin zur Pfarre

1875   Eröffnung der Bahnstrecke Bischofshofen-Selzthal (Kronprinz-Rudolf-Bahn), am 1.5.1903 Errichtung der Haltestelle Brunnhäusl, welche 1929 in Haltestelle Niedernfritz-St. Martin umbenannt wird.

1875   Gründung der Orstmusikkapelle

1890   Gründung der Freiwilligen Feuerwehr

1896   Gründung des Militär-Veteranen- und Kriegervereins (heute Österr. Kameradschaftsbund, Ortsverband St. Martin)

1903   Bau des Schulhauses für zwei Klassen mit Schulleiterwohnung und Gemeindekanzlei. Mit dem Bau wurde im Mai begonnen und im Dezember wurde bereits darin unterrichtet.

1908   Große Feierlichkeiten zum 60-Jahre-Regierungsjubiläum des Kaisers Franz Joseph I am 22. und 23. August. Kaiserkreuz auf dem Ostermaisspitz. Gedenktafel im Park beim Postwirt.

1914-1918   Erster Weltkrieg. St. Martin hatte 11 Gefallene und 4 Vermisste zu beklagen. Der Hinterhofbauer starb nach seiner Rückkehr aus der russischen Kriegsgefangenschaft an den Folgen der erlittenen Strapazen.

1918-1919   Vom Krieg heimkehrende Soldaten mit abgemagerten Pferden und Trainwagen bevölkerten zeitweise das Tal. Großer Mangel an Lebensmitteln besonders bei der nichtbäuerlichen Bevölkerung. Schleichhandel, Teuerung, Geldentwertung, Ausgabe von Notgeld.

1923   Anleihe vom Völkerbund. Einführung der Schillingwährung unter Bundeskanzler Dr. Seipel ("Alpendollar"). 10.000 Kronen = 1 Schilling.

1926   10. Oktober Primiz des Neupriesters Josef Walleitner (Förstersohn). Die ganze Gemeinde wetteiferte um dieses seltene Fest besonders würdig zu gestalten, da sie seit mehr als hundert Jahren nun das Glück hatte, eine Primiz feiern zu können.

1929-1933   Es gab in St. Martin ungewöhnlich viele Brände. Sieben Bauernhöfe und zwar Oberhaus, Grubhof, Eibenstein, Unterschober, Gerhob, Knabl, Monigold und das Sägewerk "Kaindl" in Lungötz fielen den Flammen zum Opfer.

1936   Bauer einer Feuerwehrzeugstätte in Holzblockweise. Das Objekt stand knapp südlich des Hauses Nr. 74 (Oberauer) auf einem zum Maierwirt gehörigen Grundstück. Diese Zeugstätte (Feuerwehrhütte genannt) wurde 1976 abgetragen, nachdem zusammen mit der neuen Volksschule auch eine moderne Feuerwehrzeugstätte errichtet wurde.

1937   Es wurde eine 110.000-Volt-Leitung von St. Johann kommend oberhalb Oberbichl und Knabl bis Gerhob  und weiter über den Klotzenberg in Richtung Salzkammergut gebaut.

1938   Anschluss Österreichs an Deutschland

1939-1945   Zweiter Weltkrieg. Unser Ort hatte 21 Gefallene und 12 Vermisste zu beklagen.

1945-1948   Probleme mit ortsfremden Personen (aus ihrer Heimat vertriebene Sudetendeutsche, Flüchtlinge aus Wien, durch Bombardierungen aus den Städten Deutschlands vertriebene bzw. umgesiedelte Personen, meist Frauen mit Kindern), Lebensmittelknappheit, Schleichhandel, Geldentwertung, Entnazifizierung, ...

1946   Einführung des viersprachigen (deutsch, englisch, französisch und russisch) Identitätsausweises, Für die Durchführung im Gemeindegebiet war das Gemeindeamt verantwortlich.

1952   Einweihung des neuen, in würdiger Form ausgeführten Kriegerdenkmales für die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege im Einschluss der Gefallenen des Krieges gegen Italien in den Jahren 1849/1850. Zugleich Weihe einer neuen Kirchenglocke als auch des neu restaurierten  Kaiserdenkmales im Postwirts-Park.

1952-1953   Quellfassung (oberhalb Monigold auf bundesforstlichem Grund) für den Ortswasserleitungsbau.

1953   Schneekatastrophe im Juli. Nach starken Regenfällen fing es am 7. Juli abends an zu schneien und zwar bis 9. Juli vormittags. Der Schnee lag damals auf dem Dorfplatz 45 cm hoch. Bei den Harreitbauern betrug die Schneedecke bereits knapp einen Meter. Die Landschaft bot ein tiefwinterliches Bild. Lawinen donnerten von den Berghängen, besonders im Ortsteil Lammertal. Das Getreide - damals wurde von unseren Bauern noch Winterroggen, Gerste und Hafer angebaut - war total vernichtet.

1953-1958   Bau der Ortswasserleitung, die eine fundamentale Voraussetzung für die Aufwärtsentwicklung St. Martins und insbesondere des Fremdenverkehrs war und ist. Hauptinitiatoren waren Josef Gappmaier sen. und Matthias Reschreiter.

1954-1955   Errichtung eines Zubaues an der Ostseite des Schulhauses Nr. 64 (besteht nicht mehr an der gleichen Stelle, hier steht nunmehr das neue Raiffeisenkassengebäude), in welchem die neuen sanitären Anlagen untergebracht wurden, Einbau einer Zentralheizung.

1955   Gründung des Verkehrsvereines

1955   Verstärkung des Fundamentes des östlichen Teiles (Chor bzw. Apsis) der Kirche. Unterfangen mit Bitumen. Schwierige bauliche Maßnahme.

1956   Gründung des Wintersportvereins

1959   Schulhausrenovierung und Umbau der Schulleiterwohnung

1960-1961   Bau des Mehrzweckgebäudes Nr. 95 nach Abtragung der alten, baufälligen sogenannten Pfarrerholzhütte. In diesem Objekt sind untergebracht: ein Musikprobenraum, ein Aufbahrungsraum, ein Raum für kirchliche Geräte.

1963   Kauf eines neuen Feuerwehr Mannschafts- und Gerätewagens (Unimog S) von der Fa. Rosenbauer in Linz.

1963-1964   Bau des Gemeindeamtsgebäudes in welchem das Gemeindeamt, Standesamt, das Postamt, die Raiffeisenkasse (provisorisch), die Mutterberatungsstelle, eine Küche für Ausspeisung der Kinder und auch eine Wohnung untergebracht werden konnten.

1965-1966   Eindeckung des Kirchturmes mit Kupferblech und Außenrenovierung der Kirche und des Turmes.

1968   Ausbau und Staubfreimachung der Obersteinstraße, des Lammertalweges und der Knablgasse.

1968-1969   Errichtung einer Straßenbeleuchtung (vom Stafettenhäusl Nr. 48 bis zum Kaufhaus Pichler Nr. 23 und zum Wiesbachhaus Nr. 53).

1970   Abschluss eines Pachtvertrages über eine ca. 1 ha große Grundfläche im Wimmfeld zwischen der Ortsgemeinde und der Familie Schlager, Wimmgut, auf die Dauer von 30 Jahren für die Errichtung eines Sportplatzes bzw. späteren Sportzentrums.

1970   Primiz des Neupriesters Josef Oberauer. Besonders schöner und würdiger Verlauf der Primizfeier.

1970-1971   Ausbau und Staubfreimachung des Schwaigweges, Neubau des Edtweges (zu Rettenbacher) sowie Sanierung des Schöberlweges.

1971-1973   Errichtung eines Fußballplatzes und eines Sportlerheimes

1972   Kirchen-Innenrenovierung. Kirche mit Adneter Marmor zum Teil neu verfliest, Volksaltar aus Elementen der beiden Seitenaltäre fest gemauert. Kanal unter dem Kirchenschiff für eventuelle spätere Warmluftheizung gebaut. Obere Empore und Kanzelstiege sowie einige Kirchenbänke abgetragen.

1974-1975   Bau eines neuen Volksschulgebäudes für vier Klassen, in welchem auch eine moderne, den heutigen Erfordernissen entsprechende Feuerwehrzeugstätte untergebracht ist.

1975-1976   Neubau des Pfarrhofes, nachdem der alte, baufällige (1521 erbaute) abgetragen worden war. Schwierigkeiten gab es mit dem Bundesdenkmalamt, weil der alte Pfarrhof unter Denkmalschutz stand, die jedoch bereinigt werden konnten.

1976   Am 31.7. und 1.8.  85-Jahr-Bestandsjubiläum der Freiw. Feuerwehr und zugleich Einweihung der neuen, modernen Zeugstätte. Großes Festzelt. Einige Tage vorher Abtragung der 1936 errichteten primitiven Feuerwehrhütte, die zwischen Haus Nr. 74 und Kaufhaus Pichler stand.

1977   Errichtung eines Tennisplatzes mit zwei Spielfeldern durch den Wintersportverein und Bau einer Asphaltstockschießbahn (nördlich an den Fußballplatz anschließen).

1978-1981   Bau des Harreitweges bis zur Karalm

1979   Baubeginn der Ortskanalisation. Ein gewaltiges Tiefbauvorhaben, das große Kosten verursacht hat, aber dringend notwendig geworden war (sonst Bauverbot). Die Bauzeit erstreckte sich auf mehrere Jahre. Seit 1986 vollendet und biologische Kläranlage in Betrieb.

1979   Installierung einer elektrischen Kirchenstuhlheizung in unserer Pfarrkirche (Kostenübernahme durch Ruth und Günter Koch).

1979   Errichtung einer Minigolfanlage (westlich an den Tennisplatz anschließend) durch den Verkehrsverein

1980-1984   Bau des Schoberbergweges

1981   St. Martin stand vom 19. - 21. Juni ganz im Zeichen unserer Freiw. Feuerwehr. Grund: Einweihung des neuen, modernen und mit technischen Zusatzeinrichtungen ausgestatteten Tanklöschfahrzeuges (3.000 Liter). Mehrtägiges Festzelt, Höhepunkt war ein großer Festakt mit Feldmesse am Sonntag, dem 21. Juni, auf dem Sportplatz.

1983-1984   Abbruch des alten Schulhauses und Errichtung der Bankfiliale der Raika Hüttau-St. Martin-Niedernfritz mit drei Wohnungen und den Diensträumen der Gendarmerie.

1983-1990   Sukzessiver Ausbau des Lammertalweges

1984-1989   Neubau des Ploileit-Zacherleitweges

1986   Inbetriebnahme der Kläranlage des Reinhalteverbandes

1987   Hochwasserkatastrophe im Bereich des Karbaches

1989-1990   Bau der Turnhalle und des Kindergartens

1990   100-jähriges Bestandsjubiläum der Freiw. Feuerwehr - Einweihung des Rüstfahrzeuges LFB-Steyr 10S18 und Errichtung des Recyclinghofes in Niedernfritz gemeinsam mit den Gemeinden Eben und Hüttau

1991   Eröffnung der 1. Arztfiliale durch Sprengelarzt Dr. Karl Stölzl.
            Bau des ersten Mietwohnblockes durch die Wohnbaugenossenschaft Bergland.
            Einführung der Elektronischen Datenverarbeitung in der Gemeindeverwaltung.

1992   Neubau der Aufbahrungshalle

1992-1993   Fundamentsanierung der Pfarrkirche

1992-1996   Neubau des Bichlbergweges

1993   Gründung der Wassergenossenschaft Karbach - Beginn der Karbachverbauung.
            Auflassung des Gendarmeriepostens.

1993-2001   Sukzessiver Ausbau des Piredtweges

1994   Baubeginn der Kanalisation im Lammertal

1994-1995   Außensanierung der Pfarrkirche (Neufärbelung der Außenfassade, Ableitung der Dachflächenwässer, Friedhofsmauernsanierung)

1995-1996   Geh- und Radwegebau Richtung Süden (bis zum Mühlbauer)

1996   Fest zum 100-jährigen Bestandsjubiläum des Kameradschaftsbundes. Auflassung der Forstverwaltung ÖBF AG.

1996-1997   Innenrenovierung der Pfarrkirche (u. a. Restaurierung des Innenputzes, Entfeuchtung, Elektro-Neuinstallation, neuer Fußboden).

1997   Generalsanierung und Neugestaltung der Dorfstraße

1998   Gründung der Martino Freizeit GmbH. - Baubeginn für den Seepark St. Martin.
            Bau des neuen Sportlerheimes.

1999   Fertigstellung und Einweihung des Seeparks St. Martin.
Gründung der Tourismusregion Lammertal Dachstein West GmbH. gemeinsam mit Abtenau, Rußbach und Annaberg-Lungötz.

2000   Fest zum 125-jährigen Bestandsjubiläum der Trachtenmusikkapelle und 110-jährigen Bestandsjubiläum der Freiw. Feuerwehr

2000-2001   Geh- und Radwegbau Richtung Norden (bis zur Schnöllkopfsiedlung).

2001   Errichtung eines Jugend- und Internetraumes im Gemeindeamtshaus.
            Gründung der Wassergenossenschaft Oberste Lammer für Wildbachverbauungszwecke.


Die vorangehenden Aufzeichnungen wurden aus der letzten Chronik, Verfasser Gottfried Steinbacher, entnommen.


Fortsetzung folgt ...